Literarische Grüsse der Autorin.


April 24

"Ich setze mich aufs Bett neben das Fenster zur Vase mit dem Topfpflanzenableger und warte darauf, dass es anfängt."


März 24

"Könntest du dir vorstellen, in einem Topf zu leben?"


Februar 24

"Alles hat einen Grund, glaubte ich bisher."


Januar 24

"Meieli, du hast meine Frage nicht beantwortet.
Meieli, ich finde es schön, dass du mit den Bergen sprichst.
Meieli, bist du eine Blume?


Meieli sagt nichts mehr. Meieli denkt nur noch."



Dezember 23

 "den Zwischenraum fragen"


November 23

"Eine Stadt ohne Sultaninen. Ist das zu viel verlangt?"



Oktober 23 

 "Ich stellte mir vor, wie es wäre, ein Birchermüesli zu sein."

 

September 23 

"Das Gefühl, mich für einen Moment von der Welt zu entfernen."


August 23

"Ich mag es, mir vorzustellen, dass wir über den gleichen Waldboden gehen, über die gleichen Wurzeln stolpern, im gleichen Sandboden einsinken. Ich mag es, mir vorzustellen, dass wir über die gleichen Wiesen gehen und Blumen riechen, über die Pflastersteine in der Stadt oder die Pfützen auf der Strasse. Ich mag es, dass meine Wege auch eure sind. "

Juli 23

"Gar nichts weiss ich über die Menschen, ausser, dass unsere Füsse einmal auf dem gleichen Untergrund standen, auf diesem winzigen Fleckchen Erde, welches uns von nun an verbindet. Der Ort, wo wir uns fast begegnet wären, die Menschen und ich."


Juni 23

"Ich denke an die Städte und Welten in mir und was alles möglich ist, wenn ich die Gemäuer der Realität verlasse."


Mai 23

„Ich möchte sie nicht vergessen. Weder die Kinder im Asylzentrum noch ihre Geschichten. Ich möchte sie weitertragen. Für mich. Aber auch für diese Kinder selbst und für all diejenigen, die sie kennenlernen wollen.“


April 23

"Ich möchte mich auf die Erde setzen und auf die Metamorphose warten."


März 23

"Die Welt und ich, ganz nah manchmal und dann wieder so fern, als wären wir uns nie begegnet."


Februar 23

"Was wünschst du dir für die Welt, fragte ich mich eines Morgens und schlief wieder ein."


Januar 23

"Plötzlich ist es wieder da. Das in mir Graben, die Tiefe, das Suchen und die Frage, wer ich eigentlich bin."


Dezember 22

"Ich gehe zwischen den Zeilen auf und ab."


November 22

"Wer bist du, frage ich die Herbstnacht und meine damit mich selbst."


Oktober 22

"danach die entfaltung des blattes,

endlich das nachtlied einatmen."


September 22

"ich streue frische wutsamen in traumweiche erde."


August 22

"morgen-

luft

zwischen dir und mir"


Juli 22

"Einen Versuch aus mir selbst formen."


Juni 22

"Tom sagt: Die Sonne ist auch nur ein Mensch."


Mai 22

"Ich wünschte, das Gekrabbel in mir wäre angenehm, wie sanfte Finger auf meinem Rücken oder warme Regentropfen auf der Haut."


April 22

"Kühe müssen keine Steuererklärungen ausfüllen. Kühe müssen sich keine Weisheitszähne ziehen lassen. Kühe müssen keine Fenster putzen. Kühe müssen gar nichts, irgendwie. Kuh sein wär schön."


März 22

"Ihre Kunst machte sie hemmungslos."


Februar 22

"Es war einer dieser Momente, die sich so kostbar anfühlten wie der erste warme Frühlingstag oder die Begegnung mit einem wilden Dachs."


Januar 22

"Es kam tatsächlich, aber anders."


Dezember 21

"Sie stellte sich vor, wie es sich anfühlte, wenn Vögel auf ihr nisteten und Ameisen an ihrem Körper auf und ab krabbelten."


November 21

"Hätte jemand ein warmes Eis erfunden, hätte ich es vielleicht lieber gemocht."


Oktober 21

"Sie fühlte sich zu den Wipfeln schweben und darüber hinaus, mit den Spatzen um die Wette, schnell und übermütig, dann Hand in Hand mit einer Wolke, sanft und ruhig."


September 21

"Als sie in der Ferienwohnung ankam, roch es nach frisch gewaschenen Haaren und Versöhnung."


August 21

"in dem moment

keine magie

ein handwerk

keine magie

der moment."


Juli 21

"Sie legte sich ins Blumenmeer und schwamm in ihren Tagträumen davon in andere Welten."


Juni 21

"Du fühlst dich so an wie ein Sommerregen."


Mai 21

"Es störte ihn, dass die Menschen immer über alles informiert sein wollten und sich im Weltgeschehen besser auskannten als mit sich selbst und das kam auf der Liste von Dingen, die ihn störten, gleich unter den Menschen, die ihre Regenschirme nicht unter Kontrolle hatten."


April 21

"Als sie mit dem Sortieren der Kleinteile fertig ist, macht sie mit ihren Gedanken weiter. Auch hier macht sie grosse und kleine Haufen, die sie nebeneinanderlegt, hochstapelt oder entsorgt."


März 21

"Zeit. Nachdenken. Über das Leben, über mich. Wer passiert wem? Ich dem Leben, das Leben mir? Wer entscheidet? Kommt es drauf an? Wenn du entscheiden könntest, würdest du mir begegnet wollen sein? Ich weiss meine Antwort noch nicht. Lass mir: Zeit."


Februar 21

in welche erde willst du dich legen

mit mir oder alleine

sein

unter der nebeldecke neben dem fragendickicht

eine tasse tee?


Januar 21

sprechen

nicht sprechen

worte neuer welten

verstehen

nicht verstehen

welten ohne worte

versprechen

nicht versprechen

dass alles anders wird

und weitergehen


Dezember 20

"Sie stellt sich ihre Zukunft vor. Sie stellt sich vor, wie sie sich früher ihre Zukunft vorgestellt hat, die jetzt, wo es soweit ist, ganz anders aussieht."


November 20

"Sie mag es, hier zu sitzen und nichts zu tun, ausser gelegentlich ein bisschen zu wachsen oder ein vorbeischwimmendes Kaugummipapier aufzufangen. Hier fühlt sie sich frei von Verpflichtungen der Welt gegenüber, weil die Welt selbst weit weg scheint und das ist gut, manchmal."


Oktober 20

"Es duftet schon.

Nach Regen und Wald.

Es duftet schon nach.

Uns und bald."


September 20

"Ich packte die Fragen sorgfältig zusammen und verstaute sie in meinem neuen Häuschen, das gleichzeitig auch mein Rucksack war."


August 20

"Ich stellte mir vor, was man vom Balkon aus noch alles sehen würde, wenn es nicht dunkel wäre."


Juli 20

"Ist der Mond der Einzige, der sonnenklare Antworten zückt?"


Juni 20

"Wann fängt ein Gedanke an, eine Geschichte zu werden? Wann ist eine Geschichte neu? Vielleicht sind sie das auch gar nicht, neu, sondern alt, die Geschichten, und warten nur auf ihren Moment, gesehen zu werden?"


Mai 20

vom leben umarmt

umarme ich mich

als geschichte ohne anfang

ohne ende weiterfliessen

wachse ich zu dem

den ich mag

und weiter  

zu dir


April 20

"Maun sein bedeutet, sich durch nichts und niemanden aus der Fassung bringen zu lassen, auch, wenn es um einen herum noch so poltert und tobt.

Ruhe bewahren.

Ruhe fühlen.

Ruhe ausstrahlen.

Ruhe malen.

Ruhe atmen.

Ruhe sein."


März 20

"Sie mag es, ihm begegnet zu sein und die Energie einzuatmen, die er ausatmet. Bei jedem Atemzug eine neue kleine Verrücktheit."


Februar 20

"Zeit, für ein neues Jahr

Zeit für ein neues Ja

Zeit, die Dinge mal wieder von einer neuen Seite zu betrachten."


Januar 20

Prost!

auf neue wir-welten

auf weltenbummelnde erinnerungskrümel

auf krümelbunte wortfäden


Dezember 19

"Andere Leute, die sie fragt, was sie eigentlich nach Weihnachten so machen - Pläne, Ideen, Projekte - sagen Sachen wie Schlittschuhlaufen, Fondue essen, Haare schneiden, Werwolf spielen, keine Süssigkeiten essen, nichts tun, einfach nichts tun, und nochmal nichts tun, und sehen, was passiert, aber er ist eben nicht andere Leute und das ist genau der Grund, warum sie besonders lächelt, wenn sie an ihn und seine Antwort denkt."


November 19

"Lange weilen sie vor sich hin, jeder für sich, und doch irgendwie zusammen, ohne sich dabei zu langweilen."


Oktober 19

"Manchmal ist es wunderbar, Dinge zu sagen, die schon alle wissen.

Manchmal ist es wunderbar, Dinge zu sagen, die noch niemand weiss."


September 19

"Das sind Momente, in denen selbst sie, die sonst nie what the fuck sagt, what the fuck sagt."


August 19

"Harriet wäre zwar eigentlich der Name gewesen, den sie gerne einer Ziege gegeben hätte, aber da sie zu diesem Zeitpunkt kein solches Tier gehabt hatte und ahnte, dass sich der Fakt in naher Zukunft nicht ändern würde, hatte eben stattdessen die Alge als sozusagen nächstbeste Option ihren Kopf für den auserwählten Namen herhalten müssen."


Juli 19

"Es, der Zauber, die Faszination, die Neugierde, das Erstaunen, das Einfach nur noch lachen können, die Fragen, das Gefühl von Nähe und Verbundenheit, das Traumhafte, die Erinnerung an das gemeinsame Verrücktsein. Es war noch da."  


Juni 19

"Mein Lieblingswir ist ein Geheimnis." (Zwischen den Zweigen)


Mai 19

"Als sie frohen Mutes und ohne grosse Erwartungen den ersten Schritt in diese WG tat und von einem halbbekleideten künstlichen Skelett in einer Karton-Kiste im Flur sitzend begrüsst wurde, so wusste sie insgeheim schon, dass es ein Ort war, der ihr gefallen würde."


April 19

"plötzlich duftet es nach tausend in federn gebadeten füssen" (Zwischen den Zweigen)


März 19

"Ds erschte Mau woni si ha gseh, isch eini vo denä ganz gspässigä Situatione gsi, läck bobi, aber eigetlech muessi chli vorher afa: Ds erschte Mau woni si ha gseh isch nämlech a eim vo denä Täg gsi, womä ufwacht u weiss, hütt wotti öppis Nöis usprobiere im Läbä, hütt packis a, jawohl."


Februar 19

"wer bist du?

fragt irgendwo

ein staubkorn

flüstert mir

kurz

sein

leben

zu

ende."


Januar 19

"Neulich klopft es an der Tür, steht sie draussen in ihrem rosa Morgenmantel. Den hat sie immer an, wenn sie im Hause ist, auch abends und nachmittags, ich kenn die Frau eigentlich nur im Morgenmantel. Das ist, um die Kleider zu schonen, wissen Sie, sagt sie, und selbstverständlich weiss ich, was die Funktion eines Morgenmantels ist, das kann ich nicht haben, die Erklärung von etwas, was ich schon weiss."


Dezember 18

"Es roch eigenartig intensiv nach Senfeiern und frischgeschlüpften Ideen an der Rathausgasse Nummer neunundsechzig vor der bescheidenen Wohnung des grossen Herbi B., einen Tag vor dem grossen Moment, genau drei Uhr fünfundvierzig war es." 


November 18

"Die Welt – das waren die vielen Menschen aus den vielen Ländern, die in den hohen grauen Häusern wohnten und in verschiedenen Sprachen miteinander redeten, das waren aber auch die Häuser selbst, das verwahrloste Trottinett ohne Räder und das Graffiti auf der Rutschbahn."


Oktober 18

"Ich bleibe sitzen und niemand fragt, was ich mache, was ich hier mache, auf dieser Seite, an diesem Ort und keinem anderen, warum ich hier sitze, ausgerechnet ich, ausgerechnet hier, wie ein kleines Wunder."


September 18

"Was hören Sie da eigentlich die ganze Zeit, ruft mir Madame Rousseau zu und es erstaunt mich nicht im geringsten, dass sich jemand, der Tiefkühlpizza am Schuh kleben hat, nicht mit Bach auskennt."


August 18

"ein kleines jetzt

windet sich

barfuss

durch

enge

stadt-

gassen

statt

den

nächsten

gedankenzug

abzuwarten."


Juli 18

"Ein grosser Haufen Nichts. Womit ich wieder bei meinem Lieblingsthema wäre. Darüber gäbe es noch viel zu sagen."


Juni 18

"Am besten aber waren die Abende. Da sind wir durch die Quartiere geschlendert und ins Kino und es hatte immer irgendjemand Geburtstag."


Mai 18

"Manchmal denke ich, ich wäre auch gerne dabei gewesen, als es noch nichts gab. Ich meine, dann kommst du so hin zu dem Nichts und denkst dir einfach, ich pflanz jetzt mal eine Kartoffel! Oder ich mach eine Einhornfarm auf. Das ist eben das Gute daran, wenn nichts da ist, dann kannst du alles daraus machen."


April 18

WIE

das Pferd stubsen kann wenn es Möhren will. 

Sind wir nicht alle Menschen?

Denk du weiter

WIE

alles weitergeht

(Dichte)


März 18

"Vielleicht sollte ich mal wieder Marienkäfer sammeln gehen. Und vierblättrige Kleeblätter. Wie früher."


Februar 18

"Da kommt ein Regen und vermischt die Farben zu einem neuen Jetzt." (Inspirationsquellen-Tour)


Januar 18

"Sie setzen sich auf den regennassen Boden und schweigen Antworten auf Fragen in die Luft, die keiner gestellt hat."


Dezember 17

"Wenn ich könnte, würde ich bleiben, aber das Sitzen ist nicht meine Stärke, ich fliesse lieber um die Welt, ruft die Idee, die eben noch bei mir am Ufer gestanden hatte, und verschwindet im Aaregrün."


November 17

"Wie ein Kind schlurfte sie durch den rotgelben Blätterteppich, sammelte Kastanien und setzte sich Ahorn-Propeller auf die Nase." (Aaregeflüster)


Oktober 17

"Es machte Spass, zuzusehen, wie sich die bunten Wünsche auf den Weg machten. Einige flogen weit geradeaus, andere machten Kurven und Loopings, ein paar stürzten auch ab." (Aaregeflüster)


September 17

"Ob ich mit dir zum Zahnarzt kommen möchte, sagte ich, das ist mit Abstand die romantischste Einladung, die ich je erhalten habe und ich lachte, um zu vertuschen, dass es die Wahrheit war."


August 17

"Erstaunlich, was man gestern so sagt, manchmal."


Juli 17

"Ich starrte ihn an, den Menschen, der da neben mir sass, und er starrte mich an, wir beide starrten uns an, das Ganze wurde zur tonlosen Komödie, und ich sah schon vor mir, wie man das Stück auf die Bühne bringen könnte, oder auf die Kinoleinwand."


Juni 17

"Der Vogel kreiste noch lange über uns und mit ihm aussergewöhnliche Namen von aussergewöhnlichen Kindern, die vielleicht einmal entstehen werden."


Mai 17

"Begegnung, das ist Leben, eine einzige bunte grosse sich drehende immer wachsende nicht zu entkommender manchmal merkwürdige manchmal süsse und oft einfach nur grüngepunktete Begegnung, die einem passiert, mir passiert, allen, manchmal jeden Tag."


April 17

"Ich möchte auch so einen Stein. Und dass fremde Leute über mich reden. Ist irgendwie steil." (Aaregeflüster)


März 17

"Im Schatten einer der Bäume des Innenhofs sass ein junger Mann in einem auffällig grünen Anzug und kritzelte etwas in sein Notizbuch, während sich einen Tisch weiter ein Paar durch einen Berg Postkarten kämpfte, er klebte Briefmarken auf und suchte Adressen zusammen, sie schrieb möglichst originelle Grüsse und hoffte, ihre Freunde würden nicht herausfinden, dass sie allen das Gleiche schrieb, während zwei Tische weiter eine Frau mit vielen bunten Armbändern eine Bleistiftzeichnung anfertigte,jeder in seine eigene kleine Welt versunken." (Aaregeflüster)


Februar 17

"Und manchmal hörte er die Aare eine Antwort flüstern auf seine Fragen, und fragte sich, ob es die Aare war." (Aaregeflüster)


Januar 17

"I ha de no chli umegstudiert u mir überleit wiä das ächt wär we mir üs niä wärä begägnet, du u i, de wär itz d Frou nid hässig, de hätti nämlech o nid glachet, wöu dä hättisch du mir ja d Gschicht niä verzeut vom unverständlächä Namä am Telefon, ds wär doch komisch, ds wär doch nid z Gliichä." (Aaregeflüster)

     Désirée Scheidegger            
Autorin